Schwarze Wand – dark days. Eine Stadtvision
Inspiriert durch seinen Stipendienaufenthalt in New York hat der Grafiker eine großformatige Stadtvision konzipiert, die als Holzschnitt umgesetzt wurde. Die wandfüllende Arbeit stellt eine Essenz der bisherigen Arbeiten zu New York dar, die sich mit verschiedenen Mitteln dem Geist des Ortes nähern. So haben in einer neuen Qualität das erlebte Gewaltige, Monströse, aber auch der Charme der Stadt eine bildliche Entsprechung gefunden. Die Serie „dark days“ ist in heimische Obsthölzer - Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume geschnitten. Die Druckstöcke sind unverleimte Bretter aus dem Aufschnitt, so dass die natürlich gewachsene Baumkante als Umrissform erhalten bleibt. Der Bild-Umriss hat einen archaischen Charakter. Das Format ist ungebändigt oder löst sich gar wieder auf. Es spiegelt die raue Lebendigkeit der Stadt wieder. In den Motiven werden Konstruktionen gestapelt, Perspektiven collagiert, Bewegung und Stillstand überlagern sich. Im Arbeitsprozess löste sich Ilko Koestler vom ausschließlichen Schwarz/Weiß. Die Motive sind in Hell-Dunkel gedacht und als einfarbige Drucke angelegt. In einer Druckvariante werden die Motive um einen Farbton ergänzt. Die darin verwendeten fluoreszierenden Farben, Vulkanrot und Grün bilden den Bildhintergrund. Sie greifen das Grelle, Laute der mit Neonlichtern erhellten Großstadt auf und bilden die Basisnote der Stadtvision.
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Die Schnittmengen von urbanem Raum und Natur sind immer
wieder Gegenstand der Arbeiten von Ilko Koestler. So auch während seines
Arbeitsstipendiums in New York. Den Genius Loci, den Geist des Ortes, wollte er
während seiner Zeit in der Stadt erforschen. Dabei ging es ihm in erster Linie
nicht um spezielle Kultstätten oder populäre Ecken der Stadt, sondern um
alltägliche, profane Bereiche, um das scheinbar Unspektakuläre. Sein Augenmerk
lag dabei vor allem auf den vier Fachwerkbrücken, Queensboro-, Williamsburg-,
Manhatten- und Brooklynbridge, die den East River überspannen und Manhatten mit
Brooklyn verbinden. Mit einer Kamera bewaffnet zog er während seines Aufenthaltes
durch die Stadt, fotografierte Fußgänger, Radfahrer, Autos und die Fachwerkbrücken,
die ihn so faszinierten. Das spielerische Nebenbei- und Drauflosfotografieren
war seine Herangehensweise, den Geist der Stadt authentisch abzubilden zu
wollen. Es entstanden Momentaufnahmen einer Reise in unterschiedlicher
Geschwindigkeit, mit unterschiedlichen Zielen und Fortbewegungsmitteln. Im
Atelier fertigte er anschließend erste Aquarellskizzen, die sich an den
Fotografien orientierten und am Ende ihre Übertragung in eine Serie von acht
kleinformatigen Holzschnitten fanden, die die verschiedenen Blickwinkel auf
Architektur und Verkehr beim Überqueren der Manhatten- und Queensborobridge
zeigen.
1978 in Halle (Saale) geboren | 2000 – 2008 Studium der Landschaftsarchitektur an der Technischen
Universität Berlin, Diplom | 2012 – 2014 Aufbaustudium Grafik bei Prof. Thomas
Rug, Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle |2014 – 2016 Meisterschülerstudium
Grafik bei Prof. Thomas Rug ebenda | lebt und arbeitet in Halle (Saale)